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Geographie | Exkursion Nepal 2012

Mensch-Umwelt-Beziehungen

Gruppenfoto auf dem Ganja-La

Im September 2012 führte eine Nepal-Exkursion in das nördlich von Kathmandu gelegene Langtang-Tal, das sich im ältesten Nationalpark Nepals an der Grenze zu Tibet befindet. Ziel der Exkursion war die Thematisierung von ausgewählten Mensch-Umwelt-Beziehungen, die im Hochgebirgsraum durch horizontal und vertikal ausgerichtete Ressourcennutzungsmuster und durch einen Wandel der Ressourcenzugänge sowie –verfügbarkeit gekennzeichnet sind. Mit der Errichtung des Nationalparks in den 1970er Jahren und der Nutzungsregulierung des Waldes haben sich die Ressourcenzugänge der lokalen Bevölkerung im Langtang-Tal maßgeblich verändert. Eine neue wichtige Einnahmequelle stellt der wachsende Tourismus dar, der wiederum einen Wandel der sozialen wie auch sozio-ökonomischen Strukturen bedingt. Die Exkursionsroute führte von Dhunche über die heiligen Seen von Gosainkund in das Langtang-Tal und bot Gelegenheit Aspekte der sakralen Landschaftselemente, Vegetationszonierung, gravitativen Massenbewegungen und verkehrstechnischen Erschließung von Hochgebirgsräumen zu thematisieren. Der Talausgang wird von einem tief eingeschnittenen Kerbtal gebildet, das durch keine befestigte Straße erschlossen ist, womit sämtlicher Warentransport zu Fuß erfolgt. Den mittleren Abschnitt prägt ein breites Muldental; mit zunehmender Höhe nimmt die glaziale Überprägung des Tals zu, so dass die oberen Talpartien von Gletschern gebildet werden. Langtang, das größte Dorf im Tal verfügt durch ein internationales Hilfsprojekt über ein kleines Wasserkraftwerk, dessen Energie tagsüber für die Bäckerei und Käserei genutzt wird und abends in das örtliche Stromnetz eingespeist wird, so dass die Häuser über eine geringe Energiezufuhr verfügen. Einen zweitägigen Aufenthalt im Dorf Langtang nutzten die Studierenden, um kleine Forschungsstudien zu bearbeiten. So wurde der Einfluss des zunehmenden Tourismus auf die Dorfstruktur, die Herausforderungen der Schulbildung im Tal und die Partizipation der lokalen Bevölkerung an lokalen und nationalen politischen Entscheidungen aufgenommen.

Teilnehmer:innen der Exkursion auf dem Tsergo Ri
Sommerweidesiedlung Kyanjin-Gompa

In der Sommersiedlung Kyanjin-Gompa konnten noch einmal der Einfluss des Tourismus auf die sozio-ökonomische Entwicklung beleuchtet werden; zudem wurde hier die mit Schweizer Entwicklungshilfe gegründete Käserei besucht. Mit der Erzeugung von Hartkäse besteht die Möglichkeit der Konservierung von Milch, die durch die Dzos (Kreuzung aus Yak und Kuh) auf den Hochweiden gewonnen wird. Der Käse wird von lokalen Trägern nach Dhunche gebracht und von dort nach Kathmandu transportiert. Im Rahmen einer Besteigung des 5000 m hohen Tsergo Ri wurden weitere vegetationsgeographische und glazialmorphologische Themen behandelt, wobei hier insbesondere der Frage nach den Auswirkungen des prognostizierten Klimawandels nachgegangen wurde. Besondere Aufmerksamkeit wurde den Saussurea-Pflanzen geschenkt, die bis in Höhen von 5000 m wachsen können.

Auf dem Rückweg führte die Route über den Ganja-La (5122 m), über dem früher eine wichtige Handelsroute führte. Mit dieser Überquerung konnten die Gegensätze zwischen den feuchten Luvhängen der Himalaya-Hauptkette und den leeseitigen deutlich trockeneren Tälern eindrücklich vermittelt werden. 

Der Aufenthalt in Kathmandu diente der Veranschaulichung der historischen und aktuellen Stadtentwicklung, die ein explosionsartiges Bevölkerungs- und Siedlungswachstum aufweist. Mit dem rasanten Wachstum sind verschiedene Herausforderungen kombiniert, wie die Evakuierung der Personen im Falle eines möglichen Erdbebens und die Beschaffung von ausreichendem Baumaterial. Das traditionelle Baumaterial der Häuser ist roter Ziegelstein, der dafür benötigte Lehm wird direkt im Kathmandu-Tal abgebaut und in kohlebetriebenen Ziegeleien gebrannt, womit die ohnehin schon hohe Luftbelastung nach der Monsunzeit stark ansteigt. Auf dem von der Außenstelle des SAIs und dem Resources Himalaya Foundation organisierten Workshop wurden Forschungsarbeiten, die von der Nutzung und Kartierung von Medizinalpflanzen im Langtang-Tal über die Habitatkartierung des Roten Pandas bis hin zum Einfluss des Tourismus auf den Holzeinschlag für die Gewinnung von Feuerholz reichten, vorgestellt. Mit dem Workshop konnten die Studierenden ihre eigenen Erfahrungen reflektieren und während des anschließenden gemeinsamen Abendessens sich mit Masterstudierenden der Tribuvan University austauschen.

Buddhistische Chorten auf dem Weg zu den heiligen hinduistischen Seen von Gosainkund