Doktorandin  Sophie Dieckmann

E-Mail: sophie.dieckmann@stud.uni-heidelberg.de

Sophie Dieckmann ist Promotionsstudentin am SAI der Universität Heidelberg. In ihrem Dissertationsprojekt forscht sie über den „Häuslichkeits-Diskurs“ innerhalb der Hindi-Zeitschriftenlandschaft der einflussreichen Marwaris im kolonialen Kalkutta. Ihren Bachelor- und Masterabschluss in Moderner Südasienwissenschaft erlangte sie an der Universität Leipzig. Zu ihren thematischen Schwerpunkten gehören moderne südasiatische Literaturen, Hindi-Zeitschriftenkultur, (post-)koloniale Reiseliteratur aus und über Südasien, Stadt- und Kulturgeschichte Kolkatas sowie transnationale Verflechtungsgeschichte. 

Sophie war als studentische Mitarbeiterin am Archivprojekt MIDA (Das moderne Indien in deutschen Archiven 1706–1989) beteiligt; im Wintersemester 2023/24 leitete sie zudem ein Seminar zu südasiatischer Reiseliteratur an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Am Goethe-Institut Kolkata war sie für verschiedene Veranstaltungen als freiberufliche Projektassistentin tätig. Neben ihrer akademischen Tätigkeit arbeitet Sophie als Übersetzerin und Lektorin. 

 

Sophie Dieckmann

Promotionsforschung

Projekttitel: Hindi im kolonialen Kalkutta. Die Marwari-Öffentlichkeit und ,Häuslichkeit‘ im Spiegel der Zeitschriftenlandschaft des frühen 20. Jahrhunderts. 

Übersicht: In der Dissertationsforschung werden bisher unbearbeitete Hindi-Zeitschriften aus dem frühen 20. Jahrhundert in Kalkutta untersucht, die von und für Mitglieder der Marwari-Gemeinschaft publiziert wurden. Darin wurden unter anderem Themen zur Häuslichkeit (‚domesticity‘) – darunter Frauenemanzipation, Ehe, Liebe und Familie – in den Fokus der Hindi-Öffentlichkeit gerückt. Die Zeitschriftenkultur Kalkuttas zu jener Zeit war äußerst dynamisch: Zeitungen und Zeitschriften dienten als Austragungsorte der wichtigsten politischen und kulturellen Diskussionen, erreichten ein sehr breites Publikum und waren somit ein essenzieller Bestandteil und Treiber der öffentlichen soziopolitischen und kulturellen Diskurse in Indien.

Die Forschungsarbeit stellt den domesticity-Diskurs innerhalb der Marwari-Gemeinschaft im kolonialen Kalkutta ins Zentrum und setzt diesen in einen größeren kulturhistorischen Kontext. Diese Neuzentrierung der bestehenden (Literatur-)Geschichte über Kalkutta während der britischen Kolonialzeit sowie über die Marwaris als kulturell aufstrebende ethnische Gemeinschaft eröffnet eine neue Betrachtungsweise jenseits rein politischer Ereignisse im Kontext der indischen Unabhängigkeitsbewegung. Dadurch wird bewiesen, dass bisher privatisierte Themen rund um Haushalt, Frauen und Familie innerhalb der Gemeinschaft wichtige Mittel zur Identitätsstiftung und Selbstdefinition in einer ethnisch, religiös, sprachlich und kulturell komplexen Metropole wie Kalkutta waren. Zudem wird gezeigt, dass die damaligen Diskurse über indische Frauen nicht im Vakuum stattfanden, sondern gezielt von verschiedenen Bevölkerungsgruppen – vor allem von männlichen Akteuren – für verschiedene Motive genutzt wurden. Gleichzeitig werden Selbstdarstellungen und journalistische Beiträge von hindisprachigen Autorinnen in den Zeitschriften der 1920er bis 1940er Jahre analysiert und auf ihre Relevanz für den domesticity-Diskurs ausgewertet. Auf diese Weise trägt die Promotionsarbeit zu einer Ausweitung der bestehenden Forschung zur modernen indischen Frau, Hindi-Literatur und der Geschichte der Marwaris in Kalkutta bei.