Entwicklungsprozesse in einer peripheren Hochgebirgsregion Trans-Himalaya 2023
![Gruppenfoto der Ladakhexkursion 2023](https://backend.sai.uni-heidelberg.de/sites/default/files/styles/img_free_aspect_0005/public/2024-03/ladakh2023_gruppe.png?itok=g_8pl4DA)
Im September 2023 fand erneut eine große Exkursion nach Ladakh statt, an der 18 Studierende teilnahmen. Zu Beginn der Exkursion wurden im urbanen Zentrum Leh die historischen Entwicklungsprozesse, die Probleme der Stadtplanung und der zunehmende Einfluss des Tourismus erörtert. Die Besichtigung der städtischen Mülldeponie sowie einer dezentralen Kläranlage veranschaulichte eindrucksvoll die Herausforderungen der Müll- und Abwasserentsorgung, die durch die hohen Touristenzahlen zusätzlich verschärft werden. Die ca. 10 000 t umfassende und seit ca. den 2000er-Jahren bestehende Mülldeponie soll durch gezielte Maßnahmen der Müllsortierung und eine verbesserte Verbrennunganlage abgebaut werden. Das Projekt wird von der lokalen NGO LEDeG (Ladakh Ecological Development Group) und BORDA unterstützt, um die von der Mülldeponie ausgehenden Umweltbelastungen, die aus der Selbstentzündung des Mülls, Beeinträchtigungen des Grundwassers und dem Austrag von Plastik bestehen, zu reduzieren. Beim Besuch der NGO Leh Nutrition Project (LNP) erhielten die Studierenden Einblicke in Initiativen zur Verbesserung der Wasserverfügbarkeit im ländlichen Raum. Die NGO beschäftigt sich seit den 1980er Jahren unter anderem mit der Entwicklung und Installation von Eisreservoiren in verschiedenen Dörfern. Ebenso stand der Besuch der Ladakh University auf dem Programm, bei dem die Studierenden in dem neu errichteten Geologischen Museum von Prof. Rakesh Chandra eine kurze Einführung in die Gesteinsbestimmung erhielten.
Ein anschließender neuntägiger Trek führte die Studierenden von Skara durch das Markha-Tal in das Dorf Gya. Das ehemals periphere Tal ist seit einigen Jahren durch eine einfache Straße mit Leh verbunden, so dass sich die Reisedistanz von mehreren Tagen auf wenige Stunden verkürzt hat. Die Auswirkungen zunehmender Zersiedelung und des Klimawandels auf den Hochgebirgsraum wurden im Verlauf des Treks an Beispielen dargestellt und diskutiert. So wurden im Dorf Skara, dem Ausgangspunkt des Treks, Murgänge als wiederkehrende Naturgefahren thematisiert, die dort in den letzten Jahren immer wieder zu Zerstörungen geführt haben. Eine weitere Gefahr stellen Gletscherseeausbrüche (GLOF) dar, wie zuletzt in den Orten Gya 2014 und Rumtse 2022. Das GLOF-Ereignis 2014 und die Entwicklung des Gletschersees in Gya auf 5400 m Höhe wurden am Ende des Treks mit Wiederholungsaufnahmen aus den Vorjahren veranschaulicht. Darüber hinaus wurden während des Treks Probleme der Landwirtschaft und Entwicklungsprozesse im ländlichen Raum in den Dörfern Markha, Hankar und Gya angesprochen. Während des gesamten Treks konnten die Studierenden ihre Kenntnisse über Höhenstufen, Vegetationszonierung, geologische, glaziologische und geomorphologische Formen und Prozesse vertiefen.
Die Teilnahme an der internationalen Konferenz „Himalyan Environment in Changing Climate Scenario“ bot den Studierenden die Möglichkeit, global bedeutende Umweltthemen aus einer regionalen Perspektive zu betrachten und lokale Anpassungsstrategien zu diskutieren. Auf der Konferenz hatten die Studierenden die Möglichkeit, ihre Forschungsprojekte, die sie in der Kleinen Forschergruppe erarbeitet hatten, in Form von Postern vorzustellen und mit Wissenschaftler:innen und Studierenden der Universität Ladakh sowie anderer indischer Forschungsinstitutionen zu diskutieren. Anschließend sammelten die Studierenden eigene Daten für ihre Projekte. Das Spektrum der Projektarbeiten reichte von neuen Innovationen und Entwicklungen in der Landwirtschaft, über Abwasser- und Müllentsorgung in Leh, einer Nutzungskartierung des Basars bis hin zu Eisreservoiren und Landwirtschaft in Umla. Einige der empirisch erhobenen Daten und neu entstandenen Kontakte dienen als Basis für Abschlussarbeiten.