Geographie | Exkursion Schweizer Alpen 2022

Mensch-Umwelt-Beziehungen

Gruppenfoto am Aletschgletscher

Im August 2022 startete erneut eine Große Exkursion in die Schweizer Alpen. Die Exkursionsroute bestand diesmal aus einer Kombination, bei dem Wegabschnitte zu Fuß, dem Auto, dem Postauto, der Seilbahn und dem Zug zurückgelegt werden mussten, womit verschiedene Regionen des UNESCO-Welterbegebiets Schweizer Alpen: Jungfrau-Aletsch besucht werden konnten. Die Exkursion startete im Lötschental, führte über das Gasterntal und Frutigen zum Oeschingersee. Neben der geologischen Entstehung der Alpen, der pleistozänen Vergletscherung und den Auswirkungen des Klimawandels auf die Gletscher wurden hier vor allem die zunehmenden Naturgefahren thematisiert und mögliche Anpassungsmaßnahmen diskutiert. Neben den Folgen eines kurz vor der Exkursion stattgefundenen Murgangs im Lötschental, waren zunehmende gravitative Massenbewegungen ein Thema der Exkursion. So wurde zum Beispiel der nordexponierte Hang des Oeschingersees aufgrund der hohen Gefahr von Felsstürzen komplett gesperrt. Auch konnten hier die technischen Schutzmaßnahmen diskutiert werden, die von der Beobachtung bis hin zu aufwendigen technischen Verbauungen reichen. Die moderne infrastrukturelle Erschließung des Raums wurden am Beispiel des Lötschbergtunnels, der seit Beginn des 20. Jahrhunderts das Berner Oberland mit dem Wallis verbindet, und dem 2007 in Betrieb genommenen Lötschberg-Basistunnel besprochen. Eine Führung in den knapp 35 km langen Lötschberg-Basistunnel gab spannende Einblicke in die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen für den Bahnverkehr durch einen Tunnel dieser Größe. Ein anderes Großprojekt stellt der Staudamm Grand-Dixence dar, dessen Bau Anfang des 20. Jahrhunderts als größtes Staudammprojekt der Alpen begann. Bis 2015 war es mit 285 m Höhe die vierthöchste Staumauer der Welt. Das Projekt beeinflusst die hydrologischen Verhältnisse bis nach Zermatt. 

Der nächste längere Aufenthalt war auf der Riederalp, am Fuße des Aletschgletschers, dem längsten Gletscher der Alpen. Aufgrund des sehr guten historischen Bildmaterials konnten hier mit Vergleichsbildern der Rückgang der Gletscher visualisiert werden. Neben den Längenänderungen sind gerade am Aletschgletscher auch die Volumenverluste im Bereich des Mjärelensee drastisch. Einen weiteren thematischen Teil der Exkursion stellte die Entwicklung des Tourismus in der Alpenregion dar. Die Belle Epoque, die Phase der touristischen Erschließung am Ende des 19. Jahrhunderts, konnte beispielhaft mit der Villa Cassel auf der Riederalp gezeigt werden. Der Sanfte Tourismus, der im Lötschental vorherrschend ist, kontrastierte hingegen mit dem Ausbau der Landschaft in Grindelwald, der letzten Destination während der Exkursion. Der hier stattfindende Hypertourismus reicht vom massiven Ausbau der Skigebiete und Wanderwege, Spielplätzen inklusive, über die Zahnradbahn zum Jungfraujoch auf 3454 m bis hin zu verschiedenen Angeboten von Helikopter-Sightseeing-Touren.

Die Alpenexkursion 2022 hat nach der Pandemie einmal mehr gezeigt, dass Exkursionen wichtige Bestandteile der Lehre in der Geographie sind, da die Studierenden ihr erlerntes Wissen im Gelände anwenden und übertragen können. Zudem werden die Einflüsse des Klimawandels deutlicher sichtbar als es auf dem Bildschirm oder in Lehrbücher vermittelbar ist. Weiterhin hat die Exkursion gezeigt, dass der persönliche Kontakt zwischen Studierenden und Lehrenden auf Großen Exkursionen für alle von großer Bedeutung ist. Die gesamte Gruppe war während der gesamten Exkursion mit großer Begeisterung und als Team dabei.

Blick von der Lauchernalp auf den fast 4000 m hohen Bietschhorn-Gipfel; infolge des schneearmen Winters und strahlungsreichen Sommers war die Flanke nahezu schneefrei
Spielplatz bei Männlichen auf 2200 m