Geographie | Exkursion Kenya 2018

Naturraum und Entwicklungsprozesse im tropischen Afrika

Gruppenphoto vor dem Mount Kenya

Im Februar/März 2018 führte die Große Exkursion mit dem Titel „Kenya: Naturraum und Entwicklungsprozesse im tropischen Afrika“ unter der Leitung von Marcus Nüsser und Susanne Schmidt über Nairobi und das Laikipia-Plateau zum Mount Kenya. Am ersten Tag hat Dr. Samuel Owuor von der Nairobi University eine Stadtexkursion geführt, auf der neben den kolonialzeitlichen Strukturen auch die heutigen Probleme urbaner Entwicklung, insbesondere die rasche Expansion der Stadt, den zunehmenden Straßenverkehr und die großen informellen Siedlungen, kritisch diskutiert wurden. Nach dieser interessanten und kompetent begleiteten Stadtexkursion führte die Route am zweiten Tag zum Laikipia-Plateau, das sich direkt westlich und nördlich vom Mount Kenya erstreckt. Auf dem Weg dorthin konnte die Vielfalt der Landnutzung aufgezeigt werden, die von großen exportorientierten Ananasplantagen über den traditionellen Stockwerksbau mit Bananenstauden, Kaffeebäumen und Maisanbau bis hin zu großen Eukalyptus-Forsten, dessen Holz als Baumaterial verwendet wird, reicht. Auch konnte durch persönliche Kontakte eines studentischen Teilnehmers eine kirchliche Hilfsorganisation für HIV/ AIDS-Waisen besucht werden. Die Landnutzung und die Besitzverhältnisse sind auch heute noch von der kolonialzeitlichen Landvergabe und Landteilung geprägt. So herrschen im ca. 100 km vom Mount Kenya entfernt gelegenen Gebiet Samburu traditionelle pastorale Nutzungsstrukturen in einem ariden Raum vor, wobei die traditionellen Wanderwege seit der Kolonialzeit stark eingeschränkt wurden, womit in der Folge zunehmend Probleme der Landdegradation entlang der Wanderungskorridore entstehen. In den hygrischen Gunsträumen, den sogenannten „White Highlands“ der Kolonialzeit, liegen auch heute noch große exportorientierte Betriebe. Mit dem Anbau von Schnittblumen und Gemüse, die überwiegend für den europäischen Markt bestimmt sind, sind diese peripheren Gebiete in globale Wertschöpfungsketten eingebunden.
Mit der Besichtigung von zwei Betrieben, deren Besuch durch die Nichtregierungsorganisation CETRAD (Center for Training and Integrated Research in Arid and Semiarid Landscapes) organisiert wurden, konnten zudem die Probleme der Wasserverfügbarkeit, Techniken zur Reduktion des Wasserverbrauchs und der -speicherung thematisiert werden. Diese Thematik wurde noch einmal von John Mwangi, einem wissenschaftlichem Mitarbeiter der NGO CETRAT, in einem separaten Vortrag präsentiert.
Während der neuntägigen Trekking-Tour um die Gipfelgruppe des Mount Kenya wurden der klimatische Höhen- und Vegetationsgradient und die besondere Anpassung der Pflanzen an die durch ein Tageszeitenklima beeinflussten Extremstandorte eines direkt am Äquator gelegenen tropischen Vulkans thematisiert. Ebenso wurde der Einfluss des Klimawandels auf den Gletscherrückgang behandelt, der besonders eindrücklich mit historischen Aufnahmen von Carl Troll aus dem Jahr 1934 dargestellt werden konnte.
Nach der Besteigung des Point Lenana (4985 m ü. M.), des dritthöchsten Gipfels des Massivs, erfolgte der Abstieg über den Lake Michaelson. Dieser bietet zum einen für Trekkingtouristen eine Übernachtungsmöglichkeit und zum anderen dient er als Angelpatz für Touristen, die eigens mit dem Hubschrauber zum See geflogen werden. Der letzte Teil der Exkursion führte zum Lake Naivasha, der im Rift Valley gelegen ist. Dort widmete sich die Exkursionsgruppe der geologischen Entwicklung des ostafrikanischen Grabensystems und der damit verbundenen vulkanischen Aktivität, die sowohl mit der Besteigung des Mount Longonot als auch der Besichtigung des Geothermalkraftwerks Olkaria im Nationalpark Hell’s Gate dargelegt wurde. Insgesamt war die Exkursion durch ein vielfältiges Programm geprägt, an dessen Ausarbeitung auch Dr. Paul Roden beteiligt war.

Anbau von Brokkoli am Fuße des Mount Kenya
Lewis-Gletscher am Mount Kenya